Streuobstpädagogik

Die Streuobst-Pädagogik ist ein Bereich der Naturpädagogik und gibt es erst seit einigen Jahren.

Vielleicht hat der eine oder andere schon mal von Wald-, Bauernhof- oder Erlebnispädagogik gehört. In all diesen Bereichen wird die Natur im wahrsten Sinne „greifbar“ gemacht. Mit allen Sinnen die Natur in ihrer Vielfalt erlebbar machen, durch eigenständiges Tun, erforschen, beobachten, entdecken. Aber warum brauchen wir überhaupt so etwas?

 

Wir leben in einer Zeit, in der der Bezug zur Natur im alltäglichen Leben eine immer kleinere Rolle spielt. Nahrungsmittel kommen „einfach“ aus dem Regal im Supermarkt. Obst in jeglicher Art und Form ist über das gesamte Jahr zu haben. Aber woher kommt das Obst eigentlich? Welches Obst wächst eigentlich bei uns und wann?

 

Im Gegensatz zu unserer Großelterngeneration, die mit den Obstbäumen und den damit zusammenhängenden Arbeiten im Jahreslauf verbunden war, fehlt der heutigen Eltern- und Kindergeneration dieser Bezug. Kein Wunder, verlor die typische Streuobstwiese in den letzten 50 Jahren durch vermehrten Straßen- und Siedlungsbau, aber auch durch gezielte Rodungen und fehlende Pflege (keine Zeit, wenig Interesse), immer mehr an Bedeutung. Streuobstwiesen gehören aber zum Landschaftsbild in Baden-Württemberg. Sie sind von Menschen geschaffene Lebensräume, Biotope, in denen bis zu 5000 (!) verschiedene Tier- und Pflanzenarten von- und miteinander leben. Zum Glück hat sich in den letzten Jahren eine Art Renaissance-Bewegung entwickelt, in der sich engagierte Menschen für den Erhalt und die Pflege unserer Kulturlandschaft einsetzen.

 

Nur wenige Kinder wissen noch, wie Apfelsaft gemacht wird und welche Arbeiten hierfür notwendig sind. Da mit den Obstwiesen noch viele weitere ökologische Zusammenhänge verbunden sind (denken wir an die Imkerei, die Insekten und Vögel sowie die Blumenwiesen) bietet der Jahreslauf in den Obstwiesen ideale Voraussetzungen für einen Unterricht zur Naturerziehung.

 

Was also macht nun ein Streuobst-Pädagoge?

Er besucht mit Gruppen oder Klassen über den Zeitraum eines Jahres eine Streuobstwiese, um dort gezielt die Tier- und Pflanzenwelt zu beobachten. Im Jahresverlauf kann man die Veränderung der Bäume und der Wiese erkunden, Tierspuren entdecken, Insekten und Gräser untersuchen, Nisthilfen bauen, Obst sammeln und daraus Saft herstellen, um nur einige Aktivitäten zu nennen. Die hautnahen Erfahrungen und Erlebnisse bleiben im Kopf und lassen ein Verständnis für die Erhaltung der Natur entstehen, auch im Sinne der Nachhaltigkeit.